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Brandbrief

Der Verein beobachtet die Lage für Menschen mit Behinderung sehr genau. So steht fest, dass der zukünftige Personalmangel und bestehende Pflegefachkräfte Mangel sich auch sehr stark auf das Leben von Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen auswirkt. Aus diesem Grund hat der Verein einen Brandbrief an Herrn Hofmann (1.Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises) gesendet, dessen Aufgaben in der Sozial- und Umweltpolitik liegen.

Brandbrief:


Personalmangel im Sozialwesen
Sehr geehrter Herr Hofmann, lieber Andreas,
seit über 50 Jahren ist die Selbsthilfe Körperbehinderter Main-Kinzig e. V. für Menschen mit
Behinderungen und deren Angehörigen tätig. Wir stehen für ein selbstbestimmtes und
barrierefreies Leben.
Mit Sorge blicken wir in die Zukunft. Der Personal- bzw. Fachkräftemangel in der
Behindertenhilfe stellt bereits seit einigen Jahren, aber auch insbesondere in naher Zukunft
eine große Herausforderung dar, da immer weniger qualifizierte Fachkräfte, aber auch die
wichtigen "sonstigen Kräfte" zur Verfügung stehen.
Dies führt zu einer Überlastung des bestehenden Personals, das zunehmend mehr Aufgaben
übernehmen oder den Mangel kompensieren muss.
Neue Bewerber lassen sich nur oft schwer finden, da die Arbeit einerseits als anspruchsvoll
und sowohl körperlich als auch emotional belastend gilt. Andererseits wird es schwieriger,
neue Kräfte zu gewinnen, da finanzielle Anreize fehlen und der Beruf als emotional und
körperlich belastend wahrgenommen wird.
Der steigende Bedarf durch den demografischen Wandel trifft somit auf immer weiter
begrenzte Ressourcen, was die Lageweiter verschärft (Stichwort "Babyboomer").
Die beschriebene Ausgangslage führt bereits heute zu Einschränkungen bei bestehenden,
etablierten Leistungsangeboten (z. B. Einschränkungen in der Qualifizierten Assistenz,
Kompensatorischen Assistenz und im Fahrdienst), mit unter mit drastischen Auswirkungen
für die Menschen mit Behinderung, aber auch deren Angehörige.
Unter den beschriebenen Faktoren kann und wird sich die Qualität der Leistungen nur
verschlechtern.
Zusätzlich erschwert der Mangel nicht nur die langfristige Planung und Weiterentwicklung
von Unterstützungsangeboten, sondern auch die generelle bedarfsgerechte Versorgung von
Menschen mit den jeweiligen Hilfebedarfen.
Trotz und gerade aus der Beschreibung der aktuellen und zukünftigen Versorgungslage
heraus, möchten wir im ersten Schritt auf die Umstände aufmerksam machen. Gleichzeitig
verbinden wir dies mit einem Appell, an die jeweiligen Entscheidungsträger, Ideen zu
entwickeln und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um gegen zusteuern.
Selbstverständlich sehen wir uns auch als Teil der Lösung in diesen besonderen Zeiten und
freuen uns, aktiv an notwendigen Maßnahmen oder Initiativen mitzuarbeiten. Wir sind der
tiefen Überzeugung, dass wir die Herausforderungen nur gemeinsam meistern können,
damit Menschen mit Behinderung am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können.
Mit freundlichen Grüßen

Uwe Schneider

1.Vorsitzender des Vereins Selbsthilfe Körperbehinderter Main Kinzig e.V.